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So interessant können Übersetzungslösungen sein

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Warum Like-Blog? Nun, zum einen ist dieser Blog ein Blog, den Sie mögen (und regelmäßig lesen) sollten – zumindest dann, wenn Sie sich für Übersetzungen interessieren. Zum anderen ist das hier behandelte Thema eines, in dem die sinnstiftende Ähnlichkeit zwischen einem Text und seiner Übersetzung im Sprachenpaar Englisch-Deutsch eine zentrale Rolle spielt. Auf dieser Seite diskutiere ich einige interessante Übersetzungslösungen, die mir im Laufe meiner Tätigkeit als Übersetzer und Übersetzungswissenschaftler über den Weg gelaufen sind.

Eine Übersetzungslösung ist immer nur so gut wie die sie stützenden Argumente. Wer also positive oder negative Übersetzungskritik übt, muss diese auch begründen. Wie gut eine Übersetzungslösung ist, erweist sich erst in Relation zu anderen möglichen Übersetzungslösungen in einer gegebenen Übersetzungssituation. Daher sollte ein Übersetzungskritiker oder eine Übersetzungskritikerin nicht nur sagen, warum eine Übersetzungslösung schlecht ist, sondern auch aufzeigen, wie eine bessere Lösung aussehen könnte. Diese Grundsätze der Übersetzungskritik werde ich versuchen zu beherzigen. Das bedeutet auch: Wenn Sie Fragen zu meiner Argumentation haben oder anderer Meinung sind, lassen Sie es mich gerne wissen unter 04171 6086525 oder per E-Mail an bittner@businessenglish-hamburg.de. Doch nun genug der einleitenden Worte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Verneinen was man glaubt (Mai 2024)

Ein Beitrag in dem Band „Hühnersuppe für die Seele“ von Jack Canfield, Mark Victor Hansen und Amy Newmark findet sich die Geschichte „Wer du bist, verändert etwas“ von Helice Bridges.

In der Geschichte geht es um eine Methode, mit der Menschen anderen Menschen Anerkennung zuteil werden lassen. Geschildert wird die Funktionsweise der Methode anhand eines konkreten Beispiels – einer Anerkennungskette, in der schließlich ein Chef, dem von einem seiner Untergebenen Anerkennung gezollt wurde, zu Hause seinem eigenen Sohn gegenüber, offenbar zum ersten Mal, Anerkennung und Liebe offenbart. Der Sohn weint daraufhin und sagt dann: „Ich hatte geplant, morgen Selbstmord zu begehen, Dad, weil ich nicht glaubte, dass du mich liebst. Jetzt brauche ich das nicht zu tun.“

Das englische Original dazu findet sich im Internet (https://blueribbons.org/history). Hier geht der Schluss: „He walked over to a drawer, pulled out a gun, stared at his father and, through his tears said, ‘I was planning on committing suicide tomorrow, Dad, because I didn’t think you loved me. Now I don’t need to.’“

Vielleicht fragen Sie sich jetzt, was denn das Problem mit der Übersetzung ist. Nun, das Problem ist zugegebenermaßen ein etwas spitzfindiges, jedoch nichtsdestotrotz eines, dessen sich Übersetzerinnen und Übersetzer aus dem Englischen ins Deutsche bewusst sein sollten. Die an dieser Stelle relevante Regel lautet: Wenn Verben wie „glauben“ oder „denken“ bzw. ihre englischen Pendants in Kombination mit Dass-Sätzen verwendet werden, wobei die Satzaussage verneint werden soll, so wird diese Verneinung im Englischen mit dem Verb „think“ oder „believe“ gebildet, während im Deutschen die Verneinung in den Dass-Satz eingebaut wird. Bei dieser Regel handelt es sich nicht um eine eindeutige grammatische Regel; die Regel ist vielmehr stilistischer Natur – wenngleich, wie im Folgenden gezeigt werden wird, auch semantische Aspekte eine Rolle spielen können.

Auf Deutsch würde man idiomatischer übersetzen: ... weil ich glaubte, dass du mich nicht liebst. Streng genommen lässt sich sogar ein Bedeutungsunterschied ausmachen. In der idomatischeren Version, wie im Englischen, wird impliziert, dass der Vater gegenüber dem Sohn keine Liebe gezeigt hat – das ist die intendierte Bedeutung. Die Version aus der deutschen Übersetzung könnte jedoch dahingehend interpretiert werden, dass der Vater zwar so etwas wie Liebe gezeigt hat, der Sohn dies jedoch für unaufrichtig hielt und deshalb diesen Bekundungen keinen Glauben schenken konnte.